Die Heilige Nothburga

„Doch den Heiligen des Mittelalters ist etwas Besonderes eigen: Sie wurden vom Volk zur Heiligen erklärt. Die meisten von ihnen durchliefen nicht die vorgeschriebenen Etappen der Kanonisation, sie sind, wenn man so sagen darf, nicht wissenschaftlich geprüft, und die Legenden, die um sie entstanden sind, verherrlichen sie über alle Maßen. Es sind Leute aus dem Volk, Menschen wie du und ich, und ihr Ruhm geht von Mund zu Mund, denn man möchte ihre Feste feiern und die Lebensfreude vermehren.“ (aus Regine Pernoud, Die Heiligen des Mittelalters)

Eine solche Heilige ist Notburga, eine der meistverehrten Heiligen in Tirol. Laut Legende wurde sie um das Jahr 1265 in Rattenberg geboren und nach ihrem Tod im Jahr 1313 vor dem Altar der Rupertikirche in Eben begraben. Die Verehrung der Notburga erhielt im Jahre 1862 die offizielle Bestätigung durch Papst Pius IX. Das Fest der Tiroler Volksheiligen wird am 13. September gefeiert.

Patronin der Dienstmägde, Armen und Bauern

Die Heilige Notburga ist Patronin der Dienstmägde, der Armen und der Bauern. Sie gilt auch als Beschützerin der Sonntagsruhe. Dargestellt wird sie mit einer Getreidegarbe, einer Sichel, einem Schlüsselbund und Brot in ihrer Schürze.

„Holzspan-Wunder“

Sie weisen auf die Legenden hin, die sich um Notburga ranken. So erzählt man beispielsweise vom „Holzspan-Wunder“: Als Notburga, angestellt als Dienstmagd bei Heinrich II. von Rottenburg auf Schloss Rottenburg wieder einmal Speis und Trank zu den Armen brachte, wurde sie vom Grafen zur Rede gestellt, aber in ihrer Schürze und im Krug waren nur Holzspäne und Lauge.

„Sichel-Wunder“

Am bekanntesten ist das „Sichel-Wunder“: Der Bauer verlangte von ihr und den Dienstleuten, dass auch nach dem Feierabendläuten weitergearbeitet und das Getreide geschnitten werden sollte. Notburga warf ihre Sichel gegen den Himmel und stellte sich zum Gebet auf. Die Sichel blieb über ihrem Kopf wie an einem Sonnenstrahl aufgehängt in der Luft stehen.